Corona-Ausbruch in Gütersloh – Shut down Schweinesystem!
Vor zwei Wochen ist ein Corona-Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies im Kreis Gütersloh bekannt geworden. Nach aktuellem Stand sind über 2.000 Arbeiter*innen an dem Virus erkrankt, sodass Ministerpräsident Armin Laschet einen „Lockdown“ für die Kreise Gütersloh und Warendorf verhängt hat. Doch während sich Konzernchef Clemens Tönnies und die Politik überrascht zeigen, wundert uns der Ausbruch überhaupt nicht. So ist lange bekannt, dass die überwiegend osteuropäischen Arbeiter*innen auf ekelhafte Art und Weise von Tönnies ausgebeutet werden und unter menschenunwürdigen Verhältnissen leben müssen. Unterirdische Löhne, unsichere Werkverträge und kaum Arbeitsschutz – das alles ist Ausdruck, wie Tönnies auf Kosten der Arbeiter*innen reich geworden ist. Es ist keine Überraschung, dass sich das Coronavirus unter der Belegschaft des Konzerns ausbreitet, wenn diese in Sammelunterkünften zusammengepfercht wird und sich im „Schichtsystem“ Betten teilen muss. Doch anstatt den Tönnies-Konzern für den erneuten Ausbruch verantwortlich zu machen, werden die Arbeiter*innen rassistischer Stigmatisierung ausgesetzt. So kursierten schnell Schlagzeilen, dass die „rumänischen Gastarbeiter*innen“ das Virus angeblich aus ihrer Heimat mitgebracht hätten. Dieses verbale „Scharfmachen“ mündete bereits in Brandstiftung an Fahrzeugen von vermeintlichen Tönnies-Mitarbeitenden. Der rassistische Ausbeuter Tönnies behauptet währenddessen, nun das System ändern zu wollen, welches er selbst maßgeblich mit aufgebaut hat und dessen Nutznießer er ist. Viel mehr als eine Image-Kampagne dürfte das also nicht sein.
Doch die Schuld alleine bei Tönnies zu suchen wäre zu einfach. Es ist die gesamte Wirtschaftsweise, die permanent Not und Elend hervorbringt. Denn in der Marktwirtschaft herrscht ein ständiges Hauen und Stechen um Marktanteile und Profite. Um in dieser Konkurrenz erfolgreich zu sein, versucht nicht nur Tönnies die Löhne zu drücken und seine Angestellten maximal auszupressen. Auch seine Konkurrent*innen von Westfleisch oder Wiesenhof stehen ihm dabei in nichts nach. Dies entschuldigt das Verhalten von Tönnies kein Stück, sondern zeigt, dass der Corona-Ausbruch bei Tönnies gerade nur die Spitze des Eisbergs einer ausbeuterischen Wirtschaftsweise ist. Die nun empörten Stimmen aus der Politik, haben diese Verhältnisse über Jahre unterstützt und zugleich von ihnen profitiert. Die lokale CDU Rheda-Wiedenbrück, erhielt sechsstellige Summen an Spendengeldern von Tönnies. Der NRW-Ministerpräsident Laschet kündigte die Zusammenarbeit auf, indem er erklärte, dass ab jetzt(!) nach Recht und Gesetz verfahren werde. Und wie schnell Sigmar Gabriel vom SPD-Bundespolitiker zum bezahlten Berater von Tönnies geworden ist, spricht für das Verhältnis von der Politik zur Wirtschaft. Es zeigt sich: für den reibungslosen Ablauf des Schweinesystems, werden gerne beide Augen zugedrückt.
Um diesen untragbaren Zuständen etwas entgegenzusetzen, haben wir die Kampagne „Shut down Schweinesystem!“ ins Leben gerufen. Teil der Kampagne sind Gruppen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die sich für eine solidarische Gesellschaft ohne Ausbeutung und Rassismus einsetzen. Während der Corona-Epidemie zeigt sich die soziale Ungerechtigkeit besonders. Betroffen sind vor allem die, die sowieso schon unter der Ausbeutung und Armut zu leiden haben. Gleichzeitig erschweren die sinnvollen Corona-Schutzmaßnahmen eine politische Öffentlichkeit. Wir solidarisieren uns durch verschiedene Aktionen mit den Betroffenen und wollen auf die Missstände aufmerksam machen. Wir planen einen bundesweiten Aktionstag, an dem wir gemeinsam mit euch allen gegen dieses Schweinesystem auf die Straße gehen.
Schluss mit Rassismus, Leiharbeit und Lohndumping – in der Fleischindustrie und überall!
Eine Welt ohne Ausbeutung und Armut ist möglich – Shut down Schweinesystem!