Oh du fröhliche. Osnabrücker Unternehmer*innen haben uns mit drei privaten Testzentren beschenkt!
Wie schön, dass wir uns testen lassen konnten bevor wir entweder mit Freund*innen oder mit der Familie die freien Tage gemeinsam verbringen. Doch so läuft es leider dann doch nicht ab. Der Zugang für diesen Test wird natürlich über das Einkommen bestimmt: Der Test und die ordnungsgemäße Durchführung kosten insgesamt bis zu 35 € aus eigener Tasche.
Wir können den Aussagen der Betreiber nicht glauben, wenn diese behaupten, mit den Testzentren nicht in erster Line Gewinn machen zu wollen und lediglich einen „Dienst an der Gesellschaft“ zu leisten. Beispielsweise betreibt die Zeitarbeitsfirma GVO Personal private Testzentren gleich in mehreren Städten. Es wäre naiv zu glauben, dass diese von den Betreiberfirmen in dieser Art betrieben würden, wenn sie keinen Gewinn abwerfen würden.
Dass es eine Beschränkung zu den Testzugängen über den Geldbeutel der Menschen gibt halten wir für einen Skandal.
35 € sind eben nicht für jede*n Menschen gleich viel und Arbeiter*innen, die z.B. prekär beschäftigt sind, in der Veranstaltungsbranche oder in der Gastronomie arbeiten und jetzt in Kurzarbeit sind, müssen so oder so schon jeden Cent zweimal umdrehen. Der Regelsatz für Hartz-4 Empfänger*innen beträgt derzeit beispielsweise 432 Euro pro Monat, wodurch nur durch einen Test ungefähr 8 Prozent des Monatseinkommens drauf gehen.
Die Zahlungen von bis zu 35 € für einen Schnelltest empfinden wir als Zumutung für Einzelpersonen, aber auch für die Gesellschaft, da ein effektiver Schutz für Alle so nicht gewährleistet wird und ärmere Menschen dadurch ausgeschlossen und in die Unsicherheit gezwungen werden. Gerade bei steigenden Infektionszahlen wäre es wichtig, dass mehr Testkapazitäten für Alle zur Verfügung stehen, und nicht nur für die Menschen, die es sich leisten können oder wollen. Wir fordern, dass die Produktion der Tests hochgefahren wird, unabhängig davon, ob dies für die Hersteller rentabel ist. Bei knappen Testkapazitäten muss eine Verteilungsstrategie entworfen werden, die nicht über den Geldbeutel wirkt.
Sowohl das notwendige herunterfahren von Betrieben, um den Infektionsschutz der Arbeiter*innen zu gewährleisten als auch die Produktion von kostenlosen Testkapazitäten und Impfstoffen für alle Menschen passiert in einem profitorientierten Wirtschafssystem wie dem Kapitalismus allerdings nicht von alleine, sondern muss von den Menschen erkämpft werden.