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Alles für Alle!

Alles für alle – das war schon immer das Versprechen, die Herausforderung und eine Bedingung des Kommunismus. Dabei ging es nie um eure Zahnbürste, euer Bett oder euren Gemüsegarten, sondern darum, dass alle Menschen das bekommen was sie brauchen.

In unserer gegenwärtigen Gesellschaft bekommen viele Menschen nicht das Nötigste und das obwohl es technisch möglich wäre, alle Menschen zu ernähren, allen Menschen ein ordentliches Dach über dem Kopf zu verschaffen und alle Menschen medizinisch zu versorgen. Es ist jedoch nicht profitabel.

In dieser Gesellschaft leben Menschen auf der Straße obwohl Häuser leer stehen, es vegetieren Menschen in europäischen Flüchtlingslagern wie Moria, in dem Kinder von Ratten angefressen werden, oder es schuften rumänische Arbeiter*innen auf den Feldern und in der Fleischindustrie zu den widrigsten Bedingungen. Es bedarf keines Blickes auf die sogenannte Dritte Welt, deren Elend ebenfalls Resultat dieser Gesellschaft ist, um zu erkennen, dass diese Art des Wirtschaftens und des „Zusammenlebens“ für viele eher Überleben als Leben ist und für Millionen schlicht die Hölle. Es gibt keinen Grund sich die „Normalität“ zurück zu wünschen, trotz oder gerade während einer weltweiten Pandemie.

Die Corona-Krise spitzt die soziale Misere und die Widersprüche nur zu. Die Pandemie verdeutlicht, am Beispiel des Umgangs mit medizinischem Material, dass in dieser Gesellschaft nicht das Nötigste für Alle hergestellt wird und auch keine rationale Verteilung von knappen Gütern stattfindet. In Pflegeheimen und Krankenhäusern waren Masken und Desinfektionsmittel lange Zeit Mangelware, während die Produktion eben nicht umgestellt wurde, sondern weiterhin z.B. Autos und Flugzeuge produziert wurden. Um die knappen Impfstoffe konkurrieren nun die einzelnen Staaten (auch um wiederum einen Konkurrenzvorteil zu erlangen) und es verwundert nicht, dass die reichsten Länder der Welt, die sich bereits möglichst große Mengen gesichert haben, dagegen sind das Patentrecht auf die Impfstoffe auszusetzen.

Die Pandemie und insbesondere die Konkurrenz um Impfstoffe machen deutlich, was dem Ziel, dass Alle möglichst das erhalten, was sie brauchen, entgegen steht: Es ist das Eigentum an Produktionsmitteln. Ein Zustand also, in dem beispielsweise Fabriken, große Anbauflächen, aber auch Ideen jemandem gehören. Nur in einer Ökonomie, in der alle Produktionsmittel Allen gehören, können Menschen gemeinsam entscheiden, wie Arbeit sinnvoll genutzt und verteilt wird und was wie produziert wird. Eine Ökonomie mit der wir die Produktion und die Reproduktion gemeinsam organisieren und diese tatsächlich dem Zweck der Bedürfnisbefriedigung dient und nicht der Profitmaximierung. Das bedeutet aber ebenso, dass es dafür eine gewisse Planung braucht. Auch diese Notwendigkeit wird aktuell für alle sichtbar, durch die Knappheit an medizinischen Gütern.

Es stimmt, dass es sich bei derartigen Fragestellungen, gerade für libertäre Kommunist*innen, um eine Herausforderung handelt. Um allerdings ein Beispiel zu nennen, wie Produktivkräfte sinnvoll für eine Planwirtschaft genutzt werden können, sei hier auf dass verwiesen, was Computertechnologie, das Internet und „Social Media“ heute leisten und was derartige Technologien und Kommunikationsmittel (selbstverständlich dann enteignet und vergesellschaftet) leisten könnten: würden sie sinnvoll eingesetzt, ließe es sich deutlich besser als noch vor 50 Jahren ermitteln und kommunizieren, wer was braucht, welche Arbeit dazu nötig ist, usw..

Die Pandemie und die Wirtschaftskrise könnten im Idealfall ein wenig dazu beitragen, dass die Idee einer solidarischen, kommunistischen Gesellschaft mehr Anhänger*innen findet. Bei allem Optimismus fällt ein solcher Bewusstseinswechsel aber nicht vom Himmel. Dafür muss die Linke versuchen, die Vorstellung der Möglichkeit einer anderen Gesellschaft zu verbreiten und Anknüpfungspunkte im realen Leben der Menschen schaffen. Radikales, lautes Nachdenken über konkrete Utopien mag sich oftmals nur als symbolische Aktion darstellen, aber auch das ist wichtig. Da dies aber nicht reicht, weil es immer „konkreter“ werden muss, eben weil es das kapitalistische Hamsterrad nun einmal gibt, aus welchem der Ausbruch nicht einfach ist, müssen wir als Linke bei Arbeitskämpfen wieder wahrnehmbar werden. Wir müssen diese Arbeitskämpfe unterstützen und selber an ihnen teilnehmen – im unmittelbar eigenen Interesse.

Gerade hier bildet sich oftmals die Keimzelle eines Bewusstseins, welche Macht wir Arbeiter*innen haben, was wir als Klasse gemeinsam haben, dass wir es sind, die am besten wissen, wer was wie produzieren sollte und dass es ohne Chef geht. Gerade das deutsche Modell der „Sozialpartnerschaft“ befriedete scheinbar Konflikte zwischen Kapital und Arbeiter*innen, aber die Corona-Krise und die zwangsläufig folgenden Wirtschaftskrisen könnten Risse in den Kitt des nationalistischen Märchens von der „deutschen Gemeinschaft“ reißen. Ob diese Risse vertieft und wie sie politisiert werden hängt auch und gerade von der Linken in Deutschland ab. Die beschönigend bezeichnete „Sozialpartnerschaft“ ist schließlich kein Naturgesetz und dass es anders geht, hat die Arbeiter*innenklasse durchaus bereits bewiesen: die historische Pariser Commune, als prominentes Beispiel, hat in diesem Jahr ihren 150. Jahrestag.

In diesem Sinne für ein klassenkämpferisches 2021.