Gemeinsam kämpfen – Für bezahlbaren Wohnraum in Osnabrück
Menschen wohnen gerne dort, wo sie sich wohlfühlen. Ausreichend Platz sollte die Unterkunft bieten, gut in Schuss sollte sie sein und die Wohnlage den individuellen Bedürfnissen entsprechen. Ebenso wohnen Menschen gerne zusammen oder in der Nähe von Menschen, die sie mögen. Das wird kaum jemand bestreiten.
Streit gibt es jedoch darüber, wie Menschen an geeigneten Wohnraum gelangen. Eine populäre Position behauptet, der Markt – in diesem Fall der Wohnungsmarkt – sorge für eine optimale Schaffung und Zuteilung von Wohnraum, da auf dem Markt alle Bedürfnisse erhört würden.
Das halten wir für großen Quatsch, denn warum gibt es dann in Osnabrück und in vielen anderen Städten zu wenig angemessenen und bezahlbaren Wohnraum? Das Problem ist, dass Wohnraum in der Marktwirtschaft – abgesehen vom Eigenheim – nicht dafür erbaut und unterhalten wird, damit Menschen dort ein schönes Zuhause finden. Dieser wird überhaupt nur dann errichtet, wenn sich die Eigentümer*innen von diesem Wohnraum einen möglichst hohen Gewinn aus der Miete versprechen. Wer das Geld für die entsprechende Miete nicht aufbringen kann, ist „selbstverständlich“ nicht berechtigt, den Wohnraum zu beziehen. Am Markt werden also nicht einfach alle Bedürfnisse erhört und befriedigt, sondern nur jene, die mit ausreichend Geld ausgestattet sind.
Offensichtlich gibt es zahlreiche Menschen, die in dieser Gesellschaft nicht über ausreichend Geld verfügen, um sich angemessenen Wohnraum leisten zu können. Das betrifft viele „Normalverdiener*innen“, besonders aber Menschen mit schlecht bezahlten Jobs, Erwerbslose, Alleinerziehende, Auszubildende, kinderreiche Familien, Geflüchtete, Rentner*innen, Studierende und viele mehr. So kommt es, dass Menschen ihre Wohnungen aufgeben müssen, da sie sich die Miete nicht mehr leisten können, und sich benachteiligte Bevölkerungsgruppen an nachteiligen Standorten konzentrieren. Sie müssen eben mit kleineren, heruntergekommenen Unterkünften vorlieb nehmen, die häufig an lauten Straßen, fernab vom Schuss oder gleich außerhalb der Stadt liegen. Doch selbst dieser Wohnraum wird immer teurer, da mit der (Wohnungs-)Not der Menschen prima Geld verdient werden kann.
In Osnabrück fehlen ein paar Tausend Wohnungen. Die Knappheit treibt die Mieten weiter in die Höhe. Jeder fünfte Haushalt muss inzwischen über 40 % des verfügbaren Einkommens für die Kaltmiete ausgeben. Zusätzlich läuft in den nächsten Jahren bei den meisten öffentlich geförderten Wohnungen die Sozialbindung aus. Dadurch wird sich die Situation weiter verschärfen. Wer viel Geld für Miete aufwenden muss, sieht sich genötigt, bei anderen Dingen zu sparen und ist von Vielem ausgeschlossen. Weil die Nachfrage nach Wohnungen größer ist als das Angebot, können die Vermieter*innen sich ihre Mieter*innen aussuchen. Wer gut verdient, hat die besten Chancen – ALG II-Berechtigte, Familien mit vielen Kindern, Migrant*innen, homosexuelle Paare und Wohnungslose haben schlechte Karten.
Weil Menschen aber gerne dort wohnen, wo sie sich wohlfühlen, unterstützen wir die Osnabrücker Wohnrauminitiative. Da die Stadt lieber wohlhabende Bewohner beherbergt, ist ihr Interesse an sozialem Wohnungsbau gering. Auch deshalb wurde 2002 die Osnabrücker Wohnungsbaugesellschaft (OWG) von der damaligen CDU/FDP-Regierung verkauft und die schon angespannte Wohnungslage weiter verschärft. Dass die Wohnungen mit ca. 15.000 € als durchschnittlichem Verkaufspreis an private Investoren verscherbelt wurden, ist nur eine weitere zynische Zuspitzung.
Daher müssen wir gemeinsam für günstigen Wohnraum streiten und kämpfen, um der Stadt Zugeständnisse abzutrotzen. Auf dem tatsächlichen Wohnungsmarkt müssen wir bisher leider viel zu häufig um zu knappen Wohnraum konkurrieren. Im Zuge der Wohnrauminitiative können wir im solidarischen Miteinander einen Beitrag dazu leisten, dass bezahlbarer Wohnraum für alle möglich wird.
Da schöner Wohnraum eine wichtige Sache ist, lohnt es sich, dafür zu kämpfen. Auch, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass es grundsätzlich keine gute Idee ist, die Herstellung und Verteilung von Dingen dem Markt zu überlassen. Dort geht es nicht darum, unsere Bedürfnisse zu befriedigen, sondern um Profit zu erwirtschaften.