
Wir sind die Libertären Kommunist:innen Osnabrück.
In diesem Text wollen wir unsere Überzeugungen, theoretischen Grundlagen, Analysen, Grundsätze von Organisierung und in Grundzügen unsere Vorstellungen einer kommunistischen Gesellschaft darstellen.
Am Ende hoffen wir, herausgearbeitet zu haben, warum wir uns als kommunistisch und libertär verstehen und was das jeweils für die Art und Weise unserer politischen Arbeit bedeutet und auf welche Ziele diese gerichtet ist.
Dafür führen wir kurz unsere Kritik an bestehenden Verhältnissen an, um dann unsere Vorstellungen einer besseren Welt und Grundsätze unserer politischen Arbeit darzulegen.
Eine menschlich und vernünftig eingerichtete, eine kommunistische Gesellschaft, ist möglich. Das festzustellen, mag zunächst trivial wirken. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass die bestehende kapitalistische Gesellschaft mitsamt ihrer endlosen Brutalitäten und Unzumutbarkeiten keine natürliche, unveränderliche Ordnung darstellt, sondern historisch-gesellschaftlich spezifisch, von Menschen hervorgebracht und somit von Menschen veränderbar ist.
Um dem Elend real existierender, kapitalistischer Gesellschaft wirksam entgegenzutreten, ist es unserer Überzeugung nach wichtig, zu verstehen, wie diese funktioniert und was genau an ihr eigentlich nicht stimmt.
It’s a big black sky over our world
Die kapitalistische Produktionsweise ist auf die Erzielung von möglichst hohen Profiten, nicht auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse ausgerichtet.
Dieser Prozess der Anhäufung von Kapital, die Kapitalakkumulation, ist dabei end- und schrankenlos, sie hat kein zeitliches oder materielles Ende. Einzelne Kapitale müssen in der Konkurrenz untereinander nach immer mehr Profit streben.
Grundlegend dafür ist das Privateigentum an Produktionsmitteln, wie etwa Maschinen oder Fabriken. Entlang der Linie des Privateigentums bildet sich die Klassenstruktur kapitalistischer Gesellschaft heraus. Diese setzt sich im Wesentlichen aus der Klasse der Eigentümer:innen bzw. Kapitalist:innen (Bourgeoisie) auf der einen Seite, und aus der Klasse der Menschen, die nicht über Eigentum an Produktionsmitteln verfügen, Arbeiter:innen (ob in Produktion oder Reproduktion) bzw. Lohnabhängigen (Proletariat) auf der anderen Seite zusammen. Letztere sind für ihren Lebensunterhalt auf den Verkauf ihrer eigenen Arbeitskraft angewiesen, weil sie nicht über die Mittel verfügen, das, was sie zur eigenen Reproduktion und zum Leben brauchen, selber zu produzieren.
Schließlich kann der kapitalistische Profit gesamtwirtschaftlich nur aus dieser Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft gewonnen werden, weil sie als einzige Ware in der Lage ist, einem Produkt mehr als ihren eigenen Wert zuzusetzen, mehr Wert zu schaffen, als für ihre Reproduktion benötigt wird. Durch diese grundlegende Formation kapitalistischer Gesellschaft existiert ein objektiver Konflikt zwischen denen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen und denen, die sie ausbeuten.
Dieser Konflikt zwischen den Klassen besteht unabhängig davon, ob Menschen ihn als solchen wahrnehmen. Jede Auseinandersetzung über Löhne, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen ist Ausdruck dieses Konflikts.
Daher besteht das Problem auch nicht in besonders unmoralischen oder gierigen Kapitalist:innen, sondern in den gesellschaftlichen Strukturen, von denen sie hervorgebracht werden müssen und in denen sie tätig sind. Der grundlegende Fehler ist die in kapitalistischen Verhältnissen systemische Notwendigkeit menschenfeindlicher Entscheidungen und Handlungen, nicht die Person, die diese Entscheidungen trifft. Das bedeutet nicht, dass die Leute, die solche Entscheidungen treffen oder ausführen, nicht für ihre Handlungen verantwortlich wären. Sie müssen die Positionen, die diese Handlungen erfordern, nicht bekleiden. Solange sie dies aber tun, sind sie Feinde einer freien, menschlichen Gesellschaft.
Klassenbewusstsein
Obwohl Menschen also objektiv einer Klasse angehören und in Klassenauseinandersetzungen verwickelt sind, bedeutet das nicht, dass sie sich dessen bewusst sein müssen.
Die Herausbildung eines solchen Klassenbewusstseins ist aber die Basis dafür, dass sich Proletarier:innen tatsächlich als Klasse zusammenschließen und so gemeinsam handlungsfähig werden. Aus diesem Zusammenschluss kann schließlich solidarisch und zielgerichtet ein Klassenkampf geführt werden, der diese Verhältnisse ins Wanken bringt.
Materialismus und Ideologie
Wir verstehen Geschichte und Gesellschaft grundlegend materialistisch. Das bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Gesellschaft und menschliche Erfahrungen wesentlich dadurch bestimmt sind, wie menschliche, physische Reproduktion organisiert ist und wie die Verhältnisse zwischen Menschen diesbezüglich geordnet sind.
Um es mit Marx zu sagen: „Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“ Wir gehen nicht von einer ahistorischen, unspezifischen „Natur des Menschen“ aus. Gesellschaftliche Strukturen, insbesondere das Klassenverhältnis, formen menschliche Einstellungen, Überzeugungen und Handlungsmöglichkeiten.
Auch Ideologien, wie etwa Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Queer- und andere Menschenfeindlichkeiten sind deshalb nicht natürlich oder fallen einfach vom Himmel, sondern sie sind in bestehenden kapitalistischen Verhältnissen angelegt. Sie entwickeln sich einerseits als notwendig falsches Bewusstsein aus der erlebten Wirklichkeit und den Beschädigungen, die Menschen in dieser Gesellschaft erfahren. Andererseits werden Ideologien auch bewusst von Menschen selber produziert und gepflegt, weil sie in dieser Gesellschaft wichtige Funktionen übernehmen. Während sie für Arbeiter:innen identitätsstiftend wirken können, leisten sie ihre wesentliche Arbeit für das Kapital in der durch sie begründeten Spaltung des Proletariats und legitimierten Überausbeutung bestimmter Gruppen des Proletariats.
Es wäre allerdings falsch, Ideologien ausschließlich als funktionalistisch zu betrachten. Ihnen ist jeweils eine eigene Dynamik inne, die sich bis zur völligen Verselbstständigung und Ablösung der Ideologie von ihrer Funktion entwickeln kann.
Die Bekämpfung von Ideologien ist daher ein wichtiger Aspekt linksradikaler Praxis. Allerdings sind innerhalb kapitalistischer Verhältnisse die Grundlagen falscher Verständnisse von Gesellschaft und daraus folgender menschenfeindlicher Handlungen nicht zu beheben.
Patriarchat, …
In der real existierenden kapitalistischen Gesellschaft wurden und werden Geschlecht, Sexualität und Begehren zum Zweck der Erhaltung der Grundlagen der Kapitalverwertung mobilisiert und ideologisch überformt. Das Ergebnis ist eine klassenförmige Ausprägung von Geschlecht, das wir in diesem Zusammenhang als eine gesellschaftlich strukturierende gewaltförmige Institution der Kontrolle und Regulierung von Körpern begreifen.
Von der Wirkmächtigkeit dieser Institution hängt die Reproduktion kapitalistischer Gesellschaft als Ganzes ab. Ohne regelmäßig unbezahlte, oder bestenfalls unterbezahlte Reproduktions- und Sorgearbeit können sich Arbeiter:innen nicht reproduzieren, und ohne Arbeiter:innen kann sich Kapital nicht reproduzieren und verwerten. Während die Überausbeutung besonders von Frauen in ihrer spezifischen gegenwärtigen Form nicht zwangsläufig Bestandteil kapitalistischer Ordnung sein müsste, ist die Produktion und ideologische Naturalisierung einer solchen ausbeutbaren Klasse von Menschen es sehr wohl, weil es die Reproduktion der kapitalistischen Produktionsweise sichert.
Patriarchat und Kapital sind historisch und gesellschaftlich zu einem Grad miteinander verfilzt, der es zweifelhaft macht, sie auch nur analytisch voneinander zu trennen. Alltägliche Konzeptionen von Geschlecht sind keine ahistorischen und ewigen Wahrheiten, sondern Produkte patriarchal-kapitalistischer Verhältnisse und zu deren Nutzen wirksam. Daher kann die herrschende Ordnung ohne feministische Analyse nicht verstanden werden. Und daher können Kapital und Patriarchat nicht getrennt voneinander bekämpft werden.
Umweltzerstörung, …
Die kapitalistische Produktionsweise ist Ursache der derzeitigen Umweltzerstörung und Klimakatastrophe. Durch den systemischen Zwang zu end- und schrankenloser Kapitalakkumulation auf einem endlichen Planeten, sind diese Probleme innerhalb des Kapitalismus nicht lösbar.
Dabei ist es falsch, diese Entwicklungen bloß auf das Verhalten von Individuen zurückzuführen und sie und ihr Konsumverhalten dafür allein verantwortlich zu machen. Das bedeutet nicht, dass Entscheidungen zu einer klima- und umweltfreundlicheren Lebensweise unbedeutend wären, sie stoßen allerdings nicht zur Wurzel des Problems vor. Dieses liegt in der Verwüstung von Umwelt und Natur als einer der Springquellen gesellschaftlichen Reichtums nach den Erfordernissen der Kapitalverwertung. Wir müssen uns diesen Entwicklungen nicht ergeben. Allem Fatalismus zum Trotz ist es immer noch möglich, die schlimmsten Auswirkungen der Klimakatastrophe zu verhindern, wenn der Kapitalismus überwunden wird. Dafür bedarf es klassenkämpferischer Klimakämpfe, die auch die Folgen der Klimakatastrophe solidarisch und kollektiv auffangen zu können.
Staat, …
In dieser Gesellschaft nimmt der Staat eine besondere Rolle als Garant kapitalistischer Verhältnisse ein. Im eigenen Interesse und unter dem Druck der Weltmarktkonkurrenz, agiert er allgemein im Interesse der Kapitalverwertung.
Er schafft Grundlagen für die Kapitalakkumulation, macht seine Insass:innen verwertbar, erhält im Zweifelsfall ihre Arbeitskraft und unterhält einen Gewaltapparat zum Schutz des Privateigentums – vor allem an Produktionsmitteln – und seiner selbst. Dieser Gewaltapparat wirkt auch nach außen, auf andere Staaten, als Mittel oder Drohung zur Durchsetzung der eigenen Interessen durch Zwang.
Der Staat kann für uns als libertäre Kommunist:innen seiner Funktion und Form nach nicht einfach für emanzipatorische Zwecke übernommen werden. Das macht ihn als Feld der politischen, gesellschaftlichen und klassenkämpferischen Auseinandersetzung aber nicht irrelevant, mach es für die Lebenswirklichkeit von Menschen doch durchaus einen Unterschied, wie er seine Funktionen erfüllt.
Nation, …
Eng verknüpft mit dem Staat ist der Nationalismus. In seiner modernen Form und Wirkungsmacht überhaupt erst durch den Staat selber hervorgebracht, dient er zur Legitimierung staatlicher Gewalt und zur Durchsetzung nationaler Interessen.
Er wirkt als – trotz des immensen Aufwands, der für seine Produktion betrieben wird – vorgeblich natürlicher Bezugsrahmen dieser Gesellschaft identitätsstiftend. Er ermöglicht Menschen Zugehörigkeit durch den bloßen Zufall der Geburt. Durch die behauptete nationale Einheit verschleiert der Nationalismus die objektiven Widersprüche kapitalistischer Gesellschaft, vor allem das Klassenverhältnis. Andererseits verwehrt er Menschen auf der anderen Seite dieses Zufalls diese Zugehörigkeit und schließt sie, oft gewaltsam, aus.
… und Faschismus
Als reaktionäre Zuspitzung der angeführten Ideologien und gesellschaftlichen Strukturen erscheint der Faschismus. Als politisches Projekt vereint er Ultranationalismus mit einer starren Geschlechter- und Sexualordnung in einem autoritären Staat, der diese Ordnung gewalttätig absichert.
Faschistische Politik ist und war nicht von kapitalistischer Gesellschaft zu trennen. Wie Max Horkheimer 1939 schrieb: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, soll auch vom Faschismus schweigen.“ Arbeiter:innen haben durch ihre Trennung von den Produktionsmitteln keine tatsächliche Kontrolle über ihre Lebensumstände. Sie müssen in kapitalistischen Verhältnissen in anderen Menschen zuerst Konkurrent:innen sehen. Hier bietet der Faschismus den durch kapitalistische Verhältnisse beschädigten Menschen mit der Möglichkeit, Kontrolle über andere Menschen auszuüben oder ausüben zu lassen, einen scheinbaren Ausweg.
Besonders in den in der kapitalistischen Produktionsweise notwendig angelegten Krisen und den damit verbundenen gesellschaftlichen Verwerfungen und intensivierten Verteilungskämpfen, gewinnen ohne ein ausgeprägtes Klassenbewusstsein, faschistisch-autoritäre Krisenscheinlösungen (auch religiöser Art) an Zuspruch.
Die befreite Gesellschaft
Wie lässt sich aber eine menschliche Gesellschaft vernünftig einrichten? Das ist leider nicht ganz einfach zu beantworten, zumal frühere tatsächliche Versuche von Befreiung durch spätere Entwicklungen in staatszentrierten Realsozialismus diskreditiert wurden.
Zumindest Grundzüge einer Antwort sind unserer Überzeugung nach allerdings notwendig. Einerseits um die eigene Position nicht ausschließlich negativ zu bestimmen, andererseits um überzeugungsfähig zu werden, nicht bloß in der Kritik kapitalistischer Verhältnisse, sondern auch in der Möglichkeit einer tatsächlichen Alternative.
Zentral ist hierbei die Ausrichtung von Produktion und Reproduktion auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Unserer Ansicht nach braucht es dafür Planung auf gesellschaftlicher Ebene, um (Re-)Produktionsmöglichkeiten und Bedürfnisse bei einem möglichst geringen und möglichst wenig schädigenden Einsatz von menschlicher Arbeit und natürlichen Ressourcen in Deckung zu bringen. Im Angesicht der Klimakatastrophe ist das nicht mehr nur zur Bedürfnisbefriedigung sinnvoll, sondern zur Erhaltung natürlicher Lebensgrundlagen notwendig geworden. Diese Planwirtschaft wäre eine tatsächlich demokratische, hervorgebracht aus menschlicher Selbstverwaltung.
Konkret könnte sich dies in Rätestrukturen ausdrücken, in denen alle Menschen die Möglichkeit zur Mitbestimmung haben, Delegierte wieder abberufen werden können und der Verselbstständigung von Bürokratie Einhalt geboten wird.
There is a future, we want it now
Eine kommunistische Gesellschaft ist möglich, wirkt unter den gegebenen Kräfteverhältnissen allerdings gerade nicht besonders erreichbar.
Brüche mit den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen und revolutionäre Situationen sind allerdings nicht immer vorauszusehen, sondern können sich auch spontan entwickeln. Auch für solche Gelegenheiten muss eine radikale Linke vorbereitet, organisiert und handlungsfähig sein, um sie nutzen zu können und nicht verpuffen lassen zu müssen.
Daraus ergibt sich für uns als Kommunist:innen die Notwendigkeit, uns Gedanken über emanzipatorische Theorie und Praxis zu machen.
Wir sind eine revolutionäre Gruppe. Wir gehen nicht davon aus, dass die bestehenden Verhältnisse reformistisch in eine tatsächlich menschliche Gesellschaft transformiert werden können. Das bedeutet nicht, dass Reformen innerhalb kapitalistischer Verhältnisse sinnlos wären, sofern sie die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen verbessern. Es kann sich lohnen, dafür Druck aufzubauen und solche Reformen durchzusetzen. Eine revolutionäre Überzeugung ist schließlich kein Selbstzweck, sondern die Einsicht in die Grenzen des Potentials von Reformen und in die Notwendigkeit des Bruchs mit der bestehenden menschenfeindlichen Ordnung von Kapital, Staat, Nation und Patriarchat.
Wir sind weder eine Partei noch eine Gewerkschaft, noch haben wir Ambitionen, uns zu einer solchen zu entwickeln. Das bedeutet nicht, dass wir die Notwendigkeit der Organisierung von Arbeiter:innen und linker Politik auf diesen Ebenen nicht sehen. Isoliert stehen diese Formen emanzipatorischer Organisierung allerdings in der Tendenz, sich institutionell in diesen Verhältnissen einzurichten oder eingerichtet zu werden, wenn sie nicht fest mit anderen Kämpfen und Ebenen von Organisierung verbunden werden.
Wir sind der Überzeugung, dass Menschen in der Lage sind, ihr Leben kollektiv selber zu organisieren, dass sie in der Lage, sind sich vernünftig mit ihren Bedürfnissen, den Möglichkeiten ihrer Erfüllung und sonstigen Problemen auseinanderzusetzen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, etwa über Räte.
Wir sind der Überzeugung, dass es wichtig ist, eine richtige Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben. Wir gehen davon aus, dass es auch in gesellschaftlichen und sozialen Angelegenheiten eine Wahrheit gibt, die menschlicher Untersuchung zugänglich ist. Wir sind davon überzeugt, dass es über bloße Meinungen, Erfahrungen und Ansichten hinaus möglich ist, sich ein objektives Bild gesellschaftlicher Verhältnisse zu machen, dass es möglich ist, von richtig und falsch zu sprechen.
Wir sind universalistisch. Wir wollen ein gutes und schönes Leben für alle Menschen, unabhängig davon, unter welchen Verhältnissen sie gerade leben. Es gibt keine validen Rechtfertigungen für Verhältnisse, in denen Menschen erniedrigt, geknechtet, verlassen, verächtlich sind, auch wenn sie sich auf Tradition, Religion oder Kultur berufen.
Unsere Praxis
Praktisch streben wir danach, eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis kommunistischer Politik herzustellen. Wir machen Theoriearbeit, um unser Verständnis von gesellschaftlichen Verhältnissen auszubauen und versuchen, ein reflexives Verhältnis unserer Theorie und Praxis herauszuarbeiten.
Wir versuchen, Überzeugungsarbeit zu leisten bei Leuten, die noch keine Genoss:innen sind, und treten deshalb öffentlich und ansprechbar auf, etwa durch Vorträge, Kundgebungen und Demonstrationen. Um unsere derzeitige gesellschaftliche Marginalisierung und Isolierung zu überwinden, versuchen wir, Menschen einen Zugang zu linksradikaler Politik, Theorie, Organisierung und Praxis zu vermitteln.
Wir setzen uns mit der Geschichte der Arbeiter:innenbewegung und emanzipatorischer Politik allgemein auseinander, um diese Geschichte nicht der Einordnung bürgerlich-teleologischer Geschichtsschreibung zu überlassen. Menschliche Geschichte ist kein auf die kapitalistische Gesellschaft, wie wir sei gerade erleben müssen, gerichteter Prozess. Sie ist voller genutzter, vertaner und niedergeschlagener revolutionärer Gelegenheiten, eine menschliche Gesellschaft zu schaffen. Wir bewahren das Andenken unserer Genoss:innen und lernen aus ihren Erfolgen und Niederlagen, richtigen Entscheidungen und Fehlern.
Wir wollen keine linke Politik der Selbstbespaßung im Elfenbeinturm. Wir unterstützen Streiks im Rahmen unserer Möglichkeiten. Unter gegebenen Verhältnissen sind Streiks eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen der Schleier von sog. Sozialpartnerschaft und falscher Einheit zerrissen und tatsächliche gesellschaftliche Verhältnisse sichtbar werden, Klassenkampf und Klassensolidarität praktisch erfahrbar werden.
Wir begreifen Antifaschismus als permanente Aufgabe. Deshalb stellen wir uns faschistischen Parteien und Bewegungen aktiv entgegen, um ihre Mobilisierungs- und Organisierungsfähigkeit zu behindern und bekämpfen Nationalismus und sonstige reaktionäre Entwicklungen im gesamten politischen Spektrum.
Wir verstehen uns als Teil der Klimabewegung. Wir bringen dort antikapitalistische Inhalte ein, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass eine wirksame Bekämpfung der Klimakatastrophe unter kapitalistischen Verhältnissen nicht möglich ist.
Wir sind in feministischen Kämpfen aktiv. Wir unterstützen Anstrengungen um den feministischen Kampftag und Kämpfe für reproduktive Selbstbestimmung. Auch intern verfolgen wir eine feministische Praxis.
Das leisten wir durch kontinuierliche und verbindliche Arbeit, vor allem in Osnabrück, aber auch in der Vernetzung und Organisierung mit Gruppen und Genoss:innen andernorts. Um kollektiv handlungsfähig zu bleiben, pflegen wir einen solidarischen Umgang miteinander, damit nicht Einzelne mit Aufgaben und Belastungen unserer politischen Arbeit alleine dastehen, sondern wir diese gemeinsam auffangen und verteilen können.
Wir wollen uns mit allen zusammenschließen und organisieren, die sich mit dem permanenten Elend und den tagtäglichen Grausamkeiten in den bestehenden Verhältnissen nicht abfinden können; die mit uns für eine von menschengemachten Zwängen befreite Gesellschaft, für den Kommunismus, kämpfen wollen.
Stand: September 2025