Der Immobilienmarkt ist zunehmend und mittlerweile nahezu vollständig privatisiert. Immer mehr Häuser und Wohnungen fallen in die Hände großer Unternehmen – Sozialwohnungen verschwinden mit steigender Geschwindigkeit aus den Städten. Die Folge davon: Mieten schießen in die Höhe und weniger wohlhabende Bevölkerungsgruppen werden aus den Innenstädten vertrieben.
In Osnabrück fehlen bereits mehrere tausend Wohnungen, Tendenz steigend. Normalverdiener*innen, Erwerbslose, Alleinerziehende, Azubis, Studierende, Rentner*innen, Geflüchtete und Großfamilien werden zunehmend aus ihren Wohnungen gedrängt und müssen sich mit kleineren, heruntergekommenen und oft weit vom Stadtkern entfernten Unterkünften zufrieden geben.
Des Weiteren müssen ca. 20% aller Haushalte mehr als 40% ihres Einkommens allein für die Kaltmiete ausgeben und sind dadurch gezwungen, bei der Befriedigung anderer wichtiger Bedürfnisse zu sparen.
Trotz dieser Missstände hält die Politik an ih- rem Kurs fest – zu der Ende 2018 in Osnabrück aufgekommenen Forderung nach einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft stellte sich die Mehrheit im Rat quer.
Das Phänomen einer durch profitorientierte Stadtplanung und Baupolitik erzeugten Wohnungsnot und Gentrifizierung ist sowohl in sämtlichen europäischen Städten, als auch im ganzen internationalen Raum zu beobachten. Als besonders prägnantes Beispiel ist hier Südamerika zu nennen, in dessen Städten durch das zunehmende Entstehen von „Gated Communities“ für Wohlhabende die ärmeren Bevölkerungsschichten in Slums/Favelas an den Stadtrand gedrängt werden.
Seit einigen Jahren regt sich gegen diese Zumutungen des kapitalistischen Wohnungsmarktes vermehrt Widerstand in der Bevölkerung, wie z.B. durch die mittlerweile weltweit verbreitete Initiative „Recht auf Stadt“ oder durch Hausbesetzungen, wie im vergangenen Jahr in Berlin.
Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Mietwahnsinn beenden!“ sollen die hier kurz beschriebenen Phänomene, die wir unter der Bezeichnung „Gentrifizierung“ zusammenfassen, analysiert werden. Welche sozialen Prozesse und Kräfte treiben die Gentrifizierung an? Weshalb ist das Problem in den letzten 10 Jahren so angewachsen? Wie können wir Widerstand dagegen leisten?
Folgende Veranstaltungen finden im Rahmen der Reihe statt:
Ware Wohnen – Eine kleine politische Ökonomie des Wohnungssektors
Mit Ernst Lohoff (Gruppe Krisis)
15.5.2019, 19:00 Uhr, Raum 15/E16, Seminarstraße 20, 49074 Osnabrück
Do the red thing – Wie der Berliner Google Campus verhindert wurde
Mit TOP B3rlin
24.5.2019, 19:00 Uhr, SubstzAnZ, Frankenstraße 25a
Historische Mietkämpfe – Vom Kaiserreich bis zur Instandbesetzung
Mit Philipp Mattern
29.5.2019, 19:00 Uhr, Raum 15/E16, Seminarstraße 20, 49074 Osnabrück
Gentrifizierung & Widerstand – Wer von Gentrifizierung redet, darf von Kapitalismus nicht schweigen
Mit Peter Nowak
5.6.2019, 19:00 Uhr, Raum 15/E16, Seminarstraße 20, 49074 Osnabrück
Besetzen: Eine Praxis gegen Verdrängung?
Mit Referent*innen der Kampagne #besetzen aus Berlin
11.6.2019, 19:00 Uhr, SubstzAnZ, Frankenstraße 25a