Wir haben heute, am 06.09.2021, beim Osnabrücker Hauptbahnhof mit einem Transpi und Flyern unsere Solidarität mit den Streikenden der GDL bekundet.
Hier der Text aus dem Flyer:
Seit Mittwoch streikt die GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) wieder gegen den Deutsche-Bahn-Konzern. Wie schon bei ihrem Arbeitskampf 2014/15 ergießt sich eine gehörige Menge Hetze über diesen Streik. Aussagen wie etwa die des Personalchefs der Bahn, dass der Streik eine „Attacke auf unser Land“ sei, werden von Medien weitgehend unkommentiert vervielfältigt und damit verstärkt.
Dabei zeigt gerade diese Aussage (vermutlich ungewollt) gut auf, welche Rolle Lohnabhängigen in diesem Staat zugedacht ist: die Erledigung von Arbeit in einer Art und Weise, dass aus ihr Mehrwert und schließlich Profit geschlagen werden kann. Diese Arbeit soll möglichst getan werden ohne dass sich Arbeiter*innen beschweren oder gar für eine Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen organisieren. Schon gar nicht auf eine Art und Weise, die ernst genommen werden muss, weil sie eben den normalen Betriebsablauf und damit die Erzielung von Gewinnen angreift, also durch den Streik.
Dennoch trifft die richtige Entscheidung der GDL, zur Untermauerung ihrer Forderungen in den Streik zu treten, vielerorts auf Unverständnis. Dass der Vorstand der Bahn nichts vom Streik hält (und ihn gerichtlich zu verbieten versucht) ist keine Überraschung. Gleiches gilt für die Bundesregierung, die nach dem letzten GDL-Streik mit dem sogenannten Tarifeinheitsgesetz versucht hat, die Kampfkraft kleinerer Gewerkschaften zu schwächen.
Deutlich merkwürdiger ist das Verhalten anderer Gewerkschaften, wenn sich etwa der Vorsitzende der EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft) als Sprachrohr der Konzernführung benutzen lässt. Der EVG scheinen hier die Leute, die die Arbeitskraft ihrer Mitglieder ausbeuten, näher zu stehen als die eigenen Kolleg*innen, die in der GDL organisiert sind, obwohl die Interessen nach mehr Lohn, weniger Arbeit und besseren Arbeitsbedingungen die gleichen sein sollten.
Der Streik macht damit deutlich, dass das leere Gerede von der sogenannten „Sozialpartnerschaft“ nichts weiter als heiße Luft ist, schließen sich die Interessen von Unternehmen (dem Kapital) und den Menschen, die diesen ihre Arbeitskraft verkaufen müssen (den Proletarier*innen) doch offensichtlich gegenseitig aus. Mehr Gewinn lässt sich schließlich nur durch verstärkte Ausbeutung der Arbeiter*innen erzielen, während mehr Lohn Einschnitte beim Profit bedeutet.
Die GDL zeigt mit ihrem Streik außerdem den Sinn gewerkschaftlicher Organisierung auf, wenn sichtbar wird, wie eine verhältnismäßig kleine, aber gut organisierte Gruppe von Arbeiter*innen tatsächlich alle Räder stillstehen lassen kann.
Beschwerden über den Streik sind bei der Konzernführung der Bahn (für deren Bonuszahlungen genug Geld vorhanden zu sein scheint) allemal besser aufgehoben als bei der GDL.