Wir waren heute morgen bei der Post, um uns solidarisch mit den streikenden Kolleg*innen zu zeigen und gleichzeitig über Flyer zu versuchen eine Kritik an der Vorstellung eines gerechten Lohns zu verbreiten.
Solidarität ist unsere Waffe!
Ver.di fordert 15% mehr Lohn für alle Postler*innen – das ist angesichts von 8% Preissteigerung allein in 2022 richtig und verdient Unterstützung.
Die krasse Arbeitsbelastung in der Corona-Zeit und auch in 2022 wurde mit 2 mal 300 Euro „Bonus“ abgespeist, während der Konzern die größten Gewinne aller Zeiten einfuhr. Die bundesweit unterirdische Personalplanung im letzten Jahr hat Überlastung regelrecht garantiert und machte den Arbeitsalltag der Kolleg*innen zur Stress-Hölle und Gesundheitsgefahr. Dass es in der neuen Tarifrunde nicht mal einen Inflationsausgleich geben soll ist da wirklich unverschämt.
Der in allen Aufrufen der Gewerkschaft fallende Satz, die 15% Erhöhung sei „notwendig, gerecht und machbar“ klingt also richtig gut.
Aber: für das Post-Kapital, ist es in der Konkurrenz des „freien Marktes“ notwendig, die Löhne so niedrig zu halten wie es geht ohne die Qualität der Arbeit zu senken. Ein unvereinbarer Gegensatz zu den Lebensinteressen der Arbeiter*innen. Dieser Widerspruch wird nie aufhören, selbst wenn diesmal 8 oder gar 10% mehr Lohn rumkommen. Nach dem Arbeitskampf ist immer vor dem Arbeitskampf.
Gleichzeitig wird mit dem Slogan von ver.di die falsche Vorstellung aufrecht erhalten, dass ein gutes Leben vom Lohn zu haben ist – wenn nur gerecht entlohnt wird. Aber das ganze Verhältnis zwischen Kapital und Arbeiter*innen beruht auf Ausbeutung, auf der Tatsache, das wir viel mehr Wert schaffen als bezahlt wird. Und natürlich auf staatlichem Zwang, denn das Privateigentum an Produktionsmitteln (etwa an Sortiermaschinen) wird vom Gewaltmonopol geschützt.
Ver.di sagt, dass nur dann, wenn auch die Verwurstung unserer Lebenszeit und Gesundheit in Profite für das Unternehmen klappt, überhaupt etwas machbar ist – egal was wir tatsächlich für uns und unsere Familien brauchen. Es ist daher sonnenklar, dass die „freie Marktwirtschaft“ mit ihren regelmäßigen Crashs für alle Lohnabhängigen eine Bedrohung und oft genug eine Katastrophe ist.
Der Kapitalismus ist die Krise unseres Lebens und gehört abgeschafft.
Wie das gehen könnte sehen wir in der Keimform dieses Streiks – durch die Solidarität aller Ausgebeuteten und Beherrschten gegen die Zumutungen von Staat und Kapital.